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Großuhrmacher Karl-Heinz Schlodder

Beherrscher der Räderwerke

Eine bebilderte Abhandlung über den Großuhrmacher Karl-Heinz Schlodder aus Kolkwitz, aufgeschrieben in Hochachtung seines Lebenswerkes von Michael K.-H. Heuer Cottbus, 2016

Gliederung:

1. Einführung in die Entstehungsgeschichte von Uhren

Als Vorgänger der Uhren gelten erste Schattenuhren. Sie besitzen einen langen Stab, der bei Sonne einen Schatten wirft. Ägyptische Obelisken wurden um 3500 v. Chr. als Schattenuhr errichtet. Der Urvater von Räderuhren sind die Räderwerke von Mühlen.

Bild 01: Ansichtskarte (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)

Um 1300 gab es erste Nachweise der Räderuhr mit mechanischer Hemmung. Nürnberg beherbergte damals die weltweit besten Handwerker und Feinschmiede. 1510 gab es bereits die „Taschenuhr“, angeblich von Peter Henlein (Nürnberger Ei). Als Nürnberger Eier wurden früher Taschenuhren mit Federwerk und einer ovalen Form bezeichnet. Um 1670 erfanden Jean de Hautefeuille und Christiaan Huygens die Unruh. Ab 1700 wurden schon erste Rubine als Lagersteine verwendet und ab 1756 waren die ersten Taschenuhren mit automatischem Aufzug in der Schweiz auf dem Markt. 1810/1812 gab es die erste Armbanduhr der Welt (von Abraham Louis Breguet). 1842 wurde die erste Taschenuhr mit Kronenaufzug (Remontoiruhr) von Adrien Philippe hergestellt. 1896 entdeckte Charles Édouard Guillaume das Elinvar[1]. 1949 erfand der US-amerikanischen Physiker und Nobelpreisträger Isidor Isaac Rabi die Atomuhr und im Jahre 1985 erfand Kurt Klaus den ewigen Kalender mit Jahreszahl für mechanische Armbanduhren.

[1] Elinvar ist eine Legierung aus Eisen, Nickel und Chrom, welche unter anderem in Armbanduhren für die Unruhen verwendet wird.

2. Leben und Wirken Herrn Schlodders

Immer, wenn in Cottbus Großuhren auf Sommer- oder Winterzeit umgestellt werden mussten, bei Reparaturen, Installationen oder Wartung, ist vom Urgestein Karl-Heinz Schlodder die Rede.

Am 08.03.1949 wurde Herr Karl-Heinz Schlodder in Cottbus/Niederlausitz geboren. Seine Taufe fand in der Lutherkirche in Cottbus, zu der er noch heute in einer besonderen Verbindung steht, statt. Aufgewachsen ist er im Kinderheim in Lindenau/Oberlausitz, einer Gemeinde im südbrandenburgischen Landkreis Oberspreewald-Lausitz und liegt an der Grenze zum Schraden[2].

Nach allgemeiner Schulausbildung erlernte er im RAW Cottbus den Beruf des Werkstattschlossers. Doch aus gesundheitlichen Gründen wechselte er nach dem Berufsabschluss zum damaligen Verkehrsbetrieb Cottbus. In dieser Zeit besuchte er die Volkshochschule und schloss hier die 10. Klasse ab. Mit diesem Abschluss konnte er von 1975 – 1978 den Beruf als Elektromonteur bei der Energieversorgung Cottbus erlernen. Herr Schlodder begann, sich als Betriebsschlosser bei den Verkehrsbetrieben auch für die Betriebsuhrenanlage der Firma, sowie der bereits dem Verfall überlassenen Uhrensäule am Busbahnhof, die es heute nicht mehr gibt, zu interessieren.

Während eines mehrmonatigen Aufenthaltes in der Lungenheilanstalt in Kolkwitz konnte sich Karl-Heinz Schlodder ausgiebig mit dem Aufbau von Uhren beschäftigen. Brennende Neugier, unermüdliches Büffeln, das intensive Studium von alter und zeitgenössischer Fachliteratur und ein wahrer autodidaktischer Feldzug begannen. Das Ergründen hochkomplizierter Innenleben von Schul-, Turm-, Hof-, Bahnsteig- und Betriebsuhren waren eine Herausforderung, der er sich stellte. Die Stadtwirtschaft Cottbus ermöglichte Herrn Schlodder eine Qualifizierung zum Uhrmacher an der kommunalen Berufsschule „Ernst Schneller“ in Guben und diese konnte er unter Anerkennung des Berufs als Elektromonteur theoretisch mit Erfolg abschließen. In modern eingerichteten Kabinetten dieser Berufsschule wurden die Lehrlinge mit der Funktion aller Arten von mechanischen, elektrischen und elektronischen Uhren vertraut gemacht.

Bild 02: Berufsschule „Ernst Schneller“ Guben1983 (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)
Bild 03: Herr Schlodder 1983 (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)

[2] Der Schraden ist eine Landschaft an der sächsisch-brandenburgischen Grenze.

Eine berufspraktische Ausbildung genoss er beim damaligen „Volkseigenen Kombinat HWD[3]“ und konnte sie ebenfalls mit Erfolg abschließen. So erhielt er 1984 das Abschlusszeugnis auf Teilgebieten als Uhrmacher.

Überwiegend autodidaktisch eignete er sich die Reparatur von Großuhren an und war vertraglich verantwortlich für die Ganggenauigkeit von mechanisch laufenden Großuhren. In Cottbus waren es damals die 45 größten Anlagen, einschließlich der in Betrieben und Schulen. Nach und nach war er wegen seiner Geschicklichkeit und des handwerklichen Könnens in der Lage, die Mechanismen der komplizierten Uhrwerke zu verstehen. Das Faible befiel den Mann im Alter von etwa 25 Jahren und hat sich seitdem zu echter Raffinesse gesteigert.

Der Begriff Großuhr ist eine Bezeichnung für alle ortsfesten Räderuhren, beziehungsweise Uhren, die nicht unmittelbar am Körper getragen werden. Von den wegen ihrer Abmessungen als Großuhr oder Kleinuhr bezeichneten Uhren wird wie folgt unterschieden:

  • Die Große Uhr zählt über eine ganze Zeigerumdrehung (360°) 24 Stunden.
  • Die Kleine Uhr zählt über eine Zeigerumdrehung 12 Stunden.

[3] HWD: Hauswirtschaftliche Dienstleistungen

Bild 04: Großuhr auf Hundepfeife(4): Herrn Schlodders erste Uhrreparatur (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)

Diese herrliche Uhr wurde 1974 an einen Herrn Große in Byhleguhre/Spreewald verschenkt und vor seinem Haus auf einer „Hundepfeife“ installiert. Diese alte elektrische Betriebsuhr war generell die erste Uhr, die Herr Schlodder reparierte. Vormals stand sie in der Berliner Straße in Cottbus.

[4] „Hundepfeife“ beschreibt scherzhaft eine ungeeignete Halterung für Großuhren

1976 reparierte er zum ersten Mal die Großuhr des Spremberger Turms. Damals schloss er sie in sein Herz und erklärte sie zu seiner Lieblingsuhr. Karl-Heinz Schlodder war ab 1979 auch für die Stadtbeleuchtung zuständig.

Bild 05: Uhrreparatur am Spremberger Turm 1978 (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)

In seiner Biografie schreibt er:

Bild 06: Zitat aus dem Lebenslauf Herrn Schlodders (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)

Ab dieser Zeit kümmerte sich Herr Schlodder um alle Großuhren in Cottbus. Was waren das oft für unchristliche Zeiten, als die städtischen Großuhren zur Winter- oder Sommerzeit umgestellt werden mussten. Da ging es dann schon mal zwischen 0.00 und 2.00 Uhr die 154 Stufen hinauf auf den Spremberger Turm. Funkuhren erledigen Umstellungen automatisch, historische mechanische Turmuhren nicht.

07: Uhrenumstellung nachts im Spremberger Turm, Ostern 1980 (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)

Die Uhrscheibe besteht aus dem runden mittleren und vier Viertelsegmenten aus weißem Glas. Sie wird nachts von innen beleuchtet. Die beiden Kupferblechzeiger sind 60 und 80cm lang. Auch der regelmäßige Korrosionsschutz der Rahmenkonstruktion gehört zur Wartung, denn schließlich richten sich die Augen von Passanten bei jedem Stundenschlag auf die Ziffernblätter des Cottbuser Wahrzeichens. Schlagwerke, Katraktur[5], Transmission[6] und Räderwerke, Umlenkrollen und Hebel, Zifferblättern und die beiden Bronzeglocken gehören zur Uhr, Glocken mit Sondergröße und stellen eines der größten Glockenspiele im Land Brandenburg dar. Eine Etage unter dem Räderwerk hängen die Gewichte der Uhr. 13 Kilo wiegt das Pendel, die vier Zifferblätter sind 1,78 Meter hoch. 30.000 € kostet so ein Uhrwerk.

Bereits 1981 lagen der Regierung der DDR Gutachten und Erfahrungen vor, die die Zweckmäßigkeit des Experiments mit der Sommerzeit widerlegten und auf Wiederholungen verzichtet werden sollte. Vorteile für die Energiewirtschaft sowie Bereiche der Volkswirtschaft gab es nicht. Auf einigen Gebieten waren sogar zusätzliche Kosten notwendig. Nach Auffassung Herrn Schlodders sollte es stets bei der Winterzeit bleiben.

In seiner Freizeit sowie an Wochenenden arbeitete „Uhren-Kalle“, wie ihn die Cottbuser liebevoll nennen, auch für Betriebe und Einrichtungen. Seine Findigkeit sprach sich schnell herum, die Aufträge vervielfachten sich, es bestand ein hoher Bedarf an Großuhrreparaturen – und das nicht nur in Cottbus. Weitere Bezirke der damaligen DDR meldeten sich bei ihm. Geschäftlich lief es gut und Herr Schlodder war stets gern zur Stelle, besonders aber, wenn es sich um historisch interessante Gebäude mit ihren Großuhren handelte. Das hat etwas mit seiner leidenschaftlichen Heimatliebe zu tun. In seiner Uhrenkartei notierte er geschichtliche Daten, technische Eigenheiten, Maße und ausgeführte Reparaturen. Wichtig erscheint Herrn Schlodder immer, dass alte Uhren erhalten bleiben, sie dem Publikum nicht vorenthalten werden und am besten an ihren Ursprungsorten verbleiben sollten. Gegen jede Veräußerung bzw. Schenkung in die alten Bundesländer sträubt er sich vehement.

[5] Katraktur: Hebel z. Zeitübertragung, um Schlagwerke auszulösen, z.B. für Glockenschläge bei ½-h oder 1h.

[6] Transmission: mechanische Kraftübertragung

Bild 08: ein kleiner Ausschnitt aus Herrn Schlodders Uhrenkartei (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)

Durch das Arbeitsverhältnis als Betriebselektriker beim Cottbusverkehr war es Herrn Schlodder nicht möglich, sich der „Marktlücke“ Großuhren anzunehmen und den Beruf als Turmuhrmacher und später als Meister abzuschließen. Daher verließ er den Betrieb. Er stellte einen Antrag zur Meisterausbildung, da er gewillt war, seine über 15 Jahre langen Berufserfahrungen auf dem Gebiet der Turmuhrreparatur mechanischer Turmuhren gewerblich zu betreiben, denn niemand wollte sich mit der groben Arbeit an Groß- und Turmuhren abgeben.

3. Herrn Schlodders vielfältige Hobbywelt

Trotz dieser vielfältigen Aufgaben nahm sich Herr Schlodder Zeit für eine Vielzahl von Hobbys.

Neben seinem Interesse für alte Schlösser und der Technik alter Mühlen befasste er sich mit der Geschichte der jüdischen Familie Etis aus Cottbus. Alle Andenken an die letzten Cottbuser Juden hat er gut aufbewahrt, so das Gebetbuch, das Rabbiner Dr. Posner 1933 Bernhard Etis widmete, das Hochzeitsfoto aus dem Jahre 1963 von Erna und Bernhard Etis, und die mit dem Davidstern bestickte Samttasche mit dem Schaltuch für jüdische Rituale. Frau Etis, ihr Gatte und Herr Schlodder waren damals Straßenbahnschaffner. 1988 ging man davon aus, dass es in Cottbus keine jüdischen Bürger mehr gab. Bei dem damaligen Bürgermeister wies Herr Schlodder darauf hin, dass noch das Ehepaar Etis in der Lobedanstraße existiert, mit dem Herrn Schlodder eine Freundschaft verband.

Erna Etis wurde daraufhin zum offiziellen Zeremoniell ins „Hotel Lausitz“ eingeladen. Ihr Gatte Bernhard konnte solche Termine nicht mehr wahrnehmen. Er war hinfällig aus Bolivien zurückgekommen. Sie heirateten und waren noch Jahre, trotz seiner Leiden, glücklich.

Bild 09: (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)

Schier unendlich scheint die Liste Schlodders Interessen. Neben der Fotografie und dem Schreiben von Zeitungsartikeln bewies er sein Geschick auch bei der Reparatur und Instandsetzung des Tuchmacherbrunnens. Ihn störte schon lange, dass dieser Brunnen trockenstand.

Bild 10: am Tuchmacherbrunnen 1988 (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)

4. Ein Uhrenmuseum entsteht.

Herrn Schlodders umfangreichstes und zeitaufwändigstes Hobby bestand aber in der Einrichtung und dem Erhalt des Uhrenmuseums im Renaissance-Wasserschloss Lindenau, Landkreis Oberspreewald-Lausitz (erbaut um 1200). Zu Lindenau hat Herr Schlodder eine ganz besondere Beziehung, denn das Schloss war zu DDR-Zeiten ein Kinderheim, in dem er aufwuchs. Diese Zeit prägte ihn. Nach der Wende wurde das Kinderheim geschlossen, viele Arbeitsplätze gingen verloren, die Kinder zogen in eine andere Einrichtung. Das Schloss wurde verkauft. Es gab zwar Ideen, was man aus dem Gebäude machen könnte – leider konnte bisher nichts umgesetzt werden. Das Schloss stand leer und verfiel.

Schloss Lindenau (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)
Bild 12: im Uhrenmuseum Lindenau (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)
Bild 13: (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)

Als Vorgänger dieses Museums diente eine kleine Uhrenausstellung in Cottbus in der Berliner Straße, jetzt Fleischerei Duhring, gegenüber der Haltestelle Ewald-Müller-Straße, für die anfangs über 100 Uhren zusammengetragen worden waren. Hier befand sich auch Herrn Schlodders Glockenläuteanlagenreparaturbetrieb. Nach der deutschen Wiedervereinigung blieben die Besucher aus, die Räumlichkeiten wurden ihm Mitte der 90-er Jahre gekündigt und es gab kein Konzept seitens der Stadtverwaltung, neue Geschäftsräume für dieses Museum zu beschaffen. Nachdem es dieses kleine Museum nicht mehr gab, wurden Vorschläge eingebracht, so ein Museum im ältesten Turm von Cottbus, dem Münzturm, oder aber in einem Pavillon im Goethe-Park wiederentstehen zu lassen.

Die jetzige Einrichtung ist nun im Torhaus von Schloss Lindenau untergebracht, das war eine Idee Herrn Schlodders. Die Eröffnung erfolgte Pfingsten 1995 zum 40. Parkfest des Schlosses Lindenau. Irgendwie geht es dabei auch um Geschichte, denn dem Großuhrmacher ist der Erhalt der technischen Denkmale sehr wichtig. Aus diesem Grunde baute er das Uhrenmuseum Lindenau auf, aber auch wegen der schönen Erinnerungen an die Zeit seines Aufenthaltes im dortigen Kinderheim und in der Schule, die im einstigen Gesindehaus untergebracht war. Sämtliche Exponate hier hat er eigenhändig vor dem Zeitverfall gerettet. Sonnenuhren, Quarzuhren, eines der ersten Turmuhrwerke von Schloss Mücka (angefertigt 1803) sowie eine aus dem Schutt geborgene Bauernuhr aus dem 18. Jahrhundert. Hier finden Interessierte ein Paradies an Präzisionstechnik.

Urkunden, Bilder, landwirtschaftliche Geräte und Zeitzeugen des örtlichen Brauchtums und der Kultur geben Auskunft über die Vergangenheit. Besonders wertvoll sind die über 200 historischen Uhren des einzigen Uhrenmuseums in Brandenburg. Alte Turmuhren, kostbare Kaminuhren und wertvolle Taschenuhren sind hier unter anderem zu bestaunen. Jedes Jahr zum Pfingst-Parkfest ist der „Vater“ des Uhrenmuseums Karl-Heinz Schlodder selbst im Museum und erzählt seine Uhrengeschichten. Heute wird das Uhrenmuseum im Schloss Lindenau von Dieter Heinze, einem ehemaligen Schulkameraden des Herrn Schlodder, beaufsichtigt.

Bild 14: das Schloss Lindenau (Quelle: SLUB Dresden/Deutsche Fotothek, Günter Rapp)

5. Arbeitsabläufe bei Generalüberholungen von Großuhren

Welche Arbeitsabläufe werden bei der Reinigung, Instandsetzung oder auch einer Generalüberholung von Großuhren ausgeführt? Durch den jahrelangen Betrieb dieser Uhren gibt es fast immer Verschleißerscheinungen von z. B. Zapfen oder Lager. Diese werden dann nicht nur gereinigt, sondern auch wieder hergestellt. Zapfenlager können durch Ausdrehen und Einsetzen neuer Messinglager ersetzt werden. Werk und Teile hiervon werden für ein gutes Aussehen poliert und Zugfedern für einen gleichmäßigen Kraftfluss ersetzt. Eine Kontrolle dauert 2 – 4 Wochen.

Die Arbeitsabläufe sind folgende:

  • komplettes Zerlegen des Werkes
  • Grundreinigung
  • Korrektur der beschädigten Lager
  • Zapfen rollieren
  • Radzähne ausputzen und rollieren
  • Werk komplett zerlegen, Reinigung in Ultraschall
  • Werkteile in der Poliertrommel polieren
  • Schrauben abschleifen, polieren und bläuen
  • Zugfedern bzw. Gewichtsseile wechseln
  • Glätten und Reinigen der Lager
  • Ölsenkungen nachsenken
  • Werk zusammenstellen
  • Schlagwerk einstellen
  • Lager und Hebel ölen und fetten
  • Gehäuse reinigen und aufarbeiten
  • Werk und Ganggenauigkeit kontrollieren.

Selbstverständlich kümmerte sich Schlodder auch um kleinere Uhren aus privater Hand und überholte sie, wie zum Beispiel diese wunderschöne Wanduhr. Aber auch antike Kaminuhren sowie Standuhren brachte man ihm zur Generalüberholung.

Bild 15: Hier entsteht eine Bilderuhr, angefertigt von Herrn Schlodder. (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)

6. Das Prinzip von Haupt- und Nebenuhren als Zentraluhrenanlage

Die Uhrenanlage im Cottbuser Stadtarchiv ist eine Zentraluhrenanlage aus den 70er Jahren, wie sie in Schulen, Betrieben und öffentlichen Einrichtungen üblich war. Die Nebenuhren stellen nur einen kleinen Teil der gebräuchlichen Nebenuhren dar. Die Hauptuhr befand sich bis zur Schließung der Schule im Juni 2005 in der Schule an der Weinbergstraße. Sie wurde von den Kolleginnen und Kollegen der Städtischen Sammlungen demontiert und hier im Hause installiert. Neben dieser Hauptuhr wird noch eine weitere Nebenuhr – eine Stechuhr um 1900 – betrieben. Diese befindet sich an der Kasse des Museums in der Ausstellungsetage.

Die Hauptuhr zeigt die mitteleuropäische Zeit für Berlin an. Die Hauptuhr wurde im Kombinat VEB RFT Fernmeldewerk Leipzig Stammwerk hergestellt. Sie ist vom Typ HU 22 / 60 S und trägt die Fabrikationsnummer 944. Betrieben wird sie mit der Spannung 24 Volt. In der Uhr ist eine Prüfkarte angebracht, die mit dem 16.10.1973 datiert ist. Weitere Angaben auf dieser Prüfkarte verweisen auf das damalige Werk VEB Gerätewerk Leipzig und die Prüfnummer 005194/944. Die Prüfkarte dokumentiert die Endkontrolle nach der Produktion bzw. vor Auslieferung der Mutteruhr.

Die Hauptuhr besteht meistens aus einer Pendeluhr mit einer sehr hohen Präzision. Die große RFT-Hauptuhr besitzt ein Sekundenpendel mit einer Temperaturkompensation, d.h. jede Halbschwingung des Pendels beträgt genau eine Sekunde. Eine Temperaturkompensation bedeutet, dass bei Temperaturschwankungen die Längsausdehnung des Pendels durch ein entgegengesetzt wirkendes Gewicht ausgeglichen wird. Ist die Temperaturkompensation einwandfrei berechnet, entstehen theoretisch keine Gangschwankungen bei Temperaturunterschieden. Bei dieser mechanischen Sekundenpendeluhr liegen die Gangschwankungen unter einer Sekunde pro Tag. Alle Nebenuhren befanden sich im Gebäude des ehemaligen Rates des Bezirkes – heute Rathaus – am Neumarkt. Die Uhren 1 – 3 waren als Doppeluhren in den Fluren an Ketten hängend befestigt. Die Uhr Nr. 4 befand sich im heutigen Begegnungsraum des Rathauses. Die Herkunft der Uhr Nr. 5 konnte bis heute nicht ermittelt werden.

Die Uhr Nr. 1 (siehe Bild 17 ↓) zeigt die Zeit in New York an. Sie wurde in der ČSSR hergestellt, ist eine Uhr für 24 und 60 Voltbetrieb (umschaltbar) und trägt die Uhrwerksnummer 13660.

Die Uhr Nr. 2 (siehe Bild 17 ↓) zeigt die Zeit in Moskau an. Auch sie wurde in der ČSSR hergestellt und ist als Nebenuhr für 24 und 60 Voltbetrieb umschaltbar.

Die Uhr Nr. 3 (siehe Bild 17 ↓) zeigt die Zeit in Tokio an. Sie stammt aus dem VEB Gerätewerk Leipzig und ist gekennzeichnet als Uhr-Typ NU 7. Das Ziffernblatt entstammt der Metalluhr rund Typ MU 32 R, die 1964 hergestellt wurde und die Fabrikationsnummer 3238 trägt. Das Uhrwerk der Nebenuhr Typ NU 7 wurde 1964 hergestellt und ist auf 24 und 60 Volt umstellbar. Die Uhr trägt die Fabrikationsnummer 6220.

Die Uhr Nr. 4 (siehe Bild 18 ↓) zeigt die jeweils aktuelle Zeit in Berlin an. Diese Uhr trägt die Inventarnummer 7963 des Rates des Bezirkes.

Die Uhr Nr. 5 (siehe Bild 18 ↓) zeigt die Zeit in Melbourne an. Das Ziffernblatt dieser Uhr stammt von der Innennebenuhr Typ INU 40 S 108. Das Nebenuhrwerk NUW 20 ist gekennzeichnet mit Made in Germany – DDR RFT. Es ist auf 24 und 60 Voltbetrieb umschaltbar und trägt die Fabrikationsnummer 309/72.

Bild 16: Hauptuhr (Foto: Autor M. K.-H. Heuer)
Bild 17: Uhren Nr. 1 – 3 (Foto: Autor M. K.-H. Heuer)
Bild 18: Uhren Nr. 4 – 5 (Foto: Autor M. K.-H. Heuer)

7. Ein herber Rückschlag

1986 musste Herr Schlodder eine bittere Erfahrung machen. Die „Cottbuser Heimatzeitung“ in der BRD veröffentlichte einen Artikel über das ambitionierte Wirken Herrn Schlodders. Diese Tatsache brachte ihm einen betrieblichen Verweis ein.

Bild 19: „Cottbuser Heimatzeitung“ 1986 (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)
Bild 20: „Cottbuser Heimatzeitung“ 1986 (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)

8. Eine Auswahl von Cottbuser Großuhren, gewartet durch Herrn Schlodder

Im Folgenden sind einige ausgewählte Fotos von Großuhren aus Cottbus zu sehen, die Herr Schlodder unter seine Fittiche nahm. Damals kürte er die Turmuhr des Spremberger Turm zu seiner Lieblingsuhr.
Im Jahre 1877 schrieb man zum Ausbau des Turms:

Bild 21: (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)
Bild 22: Das Turmuhrwerk des Spremberger Turms bleibt in einem Glasgehäuse vor Staub geschützt. (Foto: Autor M. K.-H. Heuer)

Zwei feststehende Glocken gibt es auf dem 31m hohen Turm, sie werden von Hämmern angeschlagen. Eine der 1906 in Apolda gegossenen Glocken trägt die Inschrift „Schlage der Stadt Stunden des Glücks“. In der anderen Glocke ist zu lesen: „Franz Peter Schilling goß mich 1906 in Apolda.“ Beide Glocken haben einen Durchmesser von 1m. Leider ist nicht nachweisbar, wann der Turm gebaut worden ist. Der beinahe quadratische Sockel aus dem 15. Jahrhundert gehörte möglicher Weise zur Wehranlage.

Die Turmuhr war zu DDR-Zeiten häufig defekt wegen der vielen Lastwagen, die auf der Karl-Liebknecht-Straße über die Straßenbahnschienen donnerten. Inzwischen ist dieses Problem jedoch aufgrund besserer Straßenverhältnisse behoben.

Bild 23: die Glocken des Spremberger Turms (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)
Bild 24: der Spremberger Turm in Cottbus (Quelle: Sandra Mattner)
Bild 25: ein Blick von innen auf das Ziffernblatt (Foto: Autor M. K.-H. Heuer)
Bild 26: Herr Schlodder im Spremberger Turm
Bild 27: Reparatur an der Spremberger Turmuhr (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)
Bild 28: Herr Schlodder bei der Turmuhrreparatur 1985 (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)
Bild 29: Im Jahre 2000 kam es zum Austausch des alten Glockenstuhls. (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)
Bild 30: Der Aufbau des neuen Glockenstuhls wird vorbereitet. (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)

Die Glocken wurden 1906 in Apolda gegossen, feierten also im Jahre 2006 ihren 100-jährigen Klang. Das Uhrwerk wurde 1970 ergänzt und die Zifferblätter neu verglast.
Die „blaue Uhr“, ebenfalls ein Cottbuser Wahrzeichen, stand ehemals auf der Fußgängerbrücke in der Stadtpromenade.

Bild 31: die blaue Uhr 1984 (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)
Bild 32: die blaue Uhr einst (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)
Bild 33: die blaue Uhr einst (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)
Bild 34: Hier zeigt Herr Schlodder, wie das neue Ziffernblatt der „blauen Uhr“ aussehen wird. Wegen der Innenbeleuchtung bei Dunkelheit leuchtet sie blau.

Herr Schlodder setzte sich nach dem Abriss der Fußgängerbrücke stark dafür ein, dass der Stadt diese Uhr erhalten blieb. Daraufhin wurde sie umgesetzt und steht nun in der Bahnhofstraße neben dem Cottbuser Stadtarchiv. Sie gehört zwar der Stadt, die Wartung finanziert aber der Märkische Bote, damit diese wichtige Leistung nicht durch Ausschreibungen nach außerhalb vertrödelt wird.

Und so sieht die „blaue Uhr“ heutzutage aus:

Bild 35: die „blaue Uhr“ in der Bahnhofstraße 2016 (Foto: Autor M. K.-H. Heuer)

Bild 36: Schlauchturm Cottbus/Sandow

Der 22m hohe Schlauchturm der freiwilligen Ortsfeuerwehr Cottbus/Sandow wurde 1929 erbaut. Um Fassaden zu verschönern, war es damals üblich, eine Uhr in das Bauwerk mit einzubeziehen. So verwendete man ein im Durchmesser 3m großes Ziffernblatt jeweils auf der Süd- und Westseite. Diese Turmuhr wurde über 35 Jahre lang durch Herrn Schlodder betreut. Sparmaßnahmen führten dazu, dass die Uhr dem Verfall überlassen wurde bis 2008 eine Grundinstandsetzung erfolgte. Die beiden Sklettziffernblätter wurden von der alten Farbe befreit, mit Bleimennige[7] graviert und anschließend versiegelt.

[7] Bleimennige ist ein künstlich hergestelltes, giftiges Pigment mit hoher Dichte. Es besteht aus Blei(II, IV)-oxid (Pb3O4).

Bild 37: Die Alvensleben-Kaserne in Cottbus, Karl-Liebknecht-Straße (Foto: Autor M. K.-H. Heuer)

Diese Kaserne ist Eigentum der Bundeswehr, die mit der Uhr auch Kunde bei Herrn Schlodder war. Jedes der drei Ziffernblätter hat einen Durchmesser von 1,15m und die Ziffern sind in arabischer Schrift aufgetragen worden.


 


Bild 38: am Breithaus (Foto: Autor M. K.-H. Heuer)
Bild 39: Die Bahnhofsuhr Hauptbahnhof Cottbus (Foto: Autor M. K.-H. Heuer)
Bild 40: die Lutherkirche in der Thiemstraße Cottbus (Foto: Autor M. K.-H. Heuer)
Bild 41: am Stadion der Freundschaft Cottbus (Foto: Autor M. K.-H. Heuer)
Bild 42: Schweriner Straße, am Ärztehaus (Foto: Autor M. K.-H. Heuer)
Bild 43: Die Prismenuhr vom Stellwerk B 23 an der Bahnhofsbrücke hat eine Größe von 1,30m x 1,30m. (Foto: Autor M. K.-H. Heuer)
Bild 44: Uhr am Hintereingang des Karl-Thiem-Klinikums Cottbus (Foto: Autor M. K.-H. Heuer)
Bild 45: die Cottbuser Berufsfeuerwehr (Foto: Autor M. K.-H. Heuer)
Bild 46: der Gerichtsturm in Cottbus (Foto: Autor M. K.-H. Heuer)

Nach der deutschen Wiedervereinigung war es wegen der bürokratischen Hürden schwierig, auf den Gerichtsturm zu kommen. Der gefragte Turmuhrenspezialist Herr Schlodder machte sich ans Werk, um den mechanisch tickenden und läutenden Riesen im Oberteil des Turmes zu überholen. Dazu musste das komplizierte Uhrwerk völlig zerlegt, neue Halterungen eingebaut und wieder zusammengesetzt werden. Die Zeiger haben eine Länge von 1,10m. Das Seil- und Hammerwerk ist neu eingemessen und umkonstruiert worden. Auch hat er die im Durchmesser von 2,20m großen vier Ziffernblätter und Zeigewerke von innen überholt sowie den Glockenstuhl mit den 1931 in Apolda gegossenen Glocken. Das generalüberholte Uhrwerk sollte als Schlodders Meisterstück abgenommen werden.

Die oft sommerliche Hitze setzt auch den Großuhren zu und Öl läuft aus. Mit ein paar geschickten Handgriffen brachte Kalle Schlodder, der pro Monat drei- bis viermal die 111 Stufen auf den Gerichtsturm stieg, den Defekt in Ordnung. Das Uhrwerk wartete er bereits seit Ende der 1970er Jahre. Es stammt von 1970. Das Vorgängerwerk war während des Zweiten Weltkrieges ausgebaut und versteckt worden. Bis heute wurde es nicht wiedergefunden.

Die Zifferblätter gehören zu den größten der Region. Der Turm wurde knapp 20 Jahre nach dem Brand 1857 wieder aufgebaut. Er befindet sich im Eigentum der Justiz.

Bild 47: Ein schönes Exemplar hängt über dem Uhrenfachgeschäft Fiedermann am Altmarkt Cottbus. (Foto: Autor M. K.-H. Heuer)
Bild 48: die Großuhr am Breitscheidplatz 1988 kurz vor der Demontage (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)
Bild 49: die Uhr über der Kasse des Staatstheaters Cottbus (Foto: Autor M. K.-H. Heuer)

Dem vielbeschäftigten Großuhrenspezialisten flatterten unzählige Aufträge ins Haus. Es meldeten sich Schloss Golßen im Fläming an, man wartete in Baruth, Vetschau und in der Prignitz auf ihn, die Deutsche Bahn in Cottbus sowie in Guben hoffte auf Reparatureinsätze. Dazu kamen zahlreiche Kirchen, die einen Einbau von Glockenläuteanlagen benötigten, selbst aus dem Harz und der Rhön kamen Hilferufe.

Oft mussten Teile individuell angefertigt werden und sein persönliches Signum, das geschwungene „S“, durfte nach getaner Arbeit auf keinem Ziffernblatt fehlen, wie z.B. an der Turmuhr der 1000-jährigen Stiftskirche zu Gernrode.

Bild 50: das „S“ als persönliches Signum (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)
Bild 51: Madlow, Straßenbahndepot (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)
Bild 52: am Polizeisportplatz (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)
Bild 53: Nasenuhr[8] am Spreewaldbahnhof Cottbus (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)

[8] Die Form der Uhr erinnert an einen Nasenflügel.

Im August 2016 bekam der Spreewaldbahnhof Cottbus endlich seine Nasenuhr nach langer Reparaturzeit zurück. Der Uhrmachermeister Karl-Heinz Schlodder hat sie restauriert und mit Alexander Miller vom Historischen Heimatverein Cottbus am alten Gebäude angebracht. Sie hat ein mechanisches Uhrwerk, das elektrisch angetrieben wird. 1903 wurde sie von  der Berliner Großuhrenfabrik Rochlitz gebaut. So wie diese Nasenform typisch für Bahnsteige war, war die Form der Zeiger, die sich über den arabischen Ziffern drehen, typisch für die Firma Rochlitz. Der Minutenzeiger ist 22,8 cm lang und der Stundenzeiger 16,7 Zentimeter. Die 113 Jahre alte Uhr verfügt über einen kleinen Schornstein auf dem Gehäuse. Schön, dass es in Cottbus wieder eine geschichtsträchtige Uhr mehr gibt.

Bild 54: Turmuhr der Feuerwache Ewald-Haase-Straße (Foto: Autor M. K.-H. Heuer)

9. Eine Auswahl von Großuhren in Brandenburg und Sachsen, gewartet durch Herrn Schlodder

Bild 55: Rathaus Kolkwitz (Foto: Autor M. K.-H. Heuer)

Die Zeiger der Kolkwitzer Rathausuhr drehen sich wieder. Der Kolkwitzer Uhrmacher Karl-Heinz Schlodder hatte sie wieder in Gang gebracht und das Blatt neu gestrichen. Nach dem Wunsch des Bürgermeisters sollten die Glocken nicht wieder erklingen. Der Uhrmacher hätte die Verbindung zwischen Glocke und Uhr gern wieder aktiviert. Zur Einweihungsfeier für das Rathaus blieb es auf dem Dach still. Unmut machte sich bei den Gästen breit. Wann wird die Glocke wieder zu hören sein? Wollte die Gemeinde Geld sparen? Oder sollten die Mitarbeiter der Verwaltung in Ruhe schlafen können? Offensichtlich sollten die Mitarbeiter nicht genervt werden.

Bild 56: Merzdorf, Kirche (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)

Zwischen Bautzen und Königs Wusterhausen hat Karl-Heinz-Schlodder schon Turmuhren nach Maß angefertigt.

Die historische Turmuhr auf dem hundertjährigen Schulgebäude im Alten Dorf von Weißwasser/Sachsen zeigt wieder die Zeit an. Dank einer Spende von Vattenfall in Höhe von 15.000 Euro konnte das Uhrwerk restauriert und die Zifferblätter erneuert werden. Ausstellungsreif überarbeitet wurden die einzelnen Teile. Schlodder hatte die Turmuhr der Grundschule früher bereits mit einem digitalen Uhrwerk ausgestattet und die vier Ziffernblätter erneuert.

Bild 57: Foto: Catrin Würz/Lausitzer Rundschau vom 01.03.2011

Seit 2012 ist die Pestalozzi-Grundschule in Weißwasser auch ein „Museum“. Dort wurde im ersten Quartal in einer Glasvitrine das Innenleben der alten Turmuhr Baujahr 1910 aufgestellt.

Die fälligen 15.000 Euro für die Sanierung der neuen Turmuhr hat der Energiekonzern Vattenfall als Spende übergeben.

Bild 58: das Rathaus Spremberg (Foto: Autor M. K.-H. Heuer)
Bild 59: das Spremberger Schloss (Foto: Autor M. K.-H. Heuer)
Bild 60: das Uhrwerk im Spremberger Schloss (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)

Pünktlich zum Spremberger Heimatfest im Jahr 2008 ist die Uhr im Spremberger Schlossturm durch Herrn Schlodder wieder in Gang gesetzt worden.

Bild 61: (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)
Bild 62: die Spremberger Kreuzkirche (Foto: Autor M. K.-H. Heuer)

Eine Reparatur dieser Turmuhr stellte sich als schwieriger heraus als anfangs gedacht, erklärt der Cottbuser Uhrmacher Karl-Heinz Schlodder. Wegen eines Blitzeinschlags war die elektronische Steuerung der Uhr lahm gelegt, die die Motoren für das Aufziehen der Uhrwerke regelt. Anfangs war die Uhr von Kirchenmitgliedern noch behelfsmäßig in Gang gehalten worden. Das notwendige elektronische Bauteil war bei Siemens bestellt und auch geliefert worden, aber dennoch kam es in der Turmuhr immer wieder zu Unregelmäßigkeiten. Es mussten weitere Ersatzteile in Italien bestellt werden. Diese markante Spremberger Kirchturmuhr ist jetzt zuverlässig und zeigt die richtige Stunde an. Jährlich kam er dafür nach Spremberg und die Aussicht vom Turm auf die Spremberger Altstadt ist einfach herrlich. Die Wände des Turminneren wurden nach der Sanierung schneeweiß gestrichen und den Fußboden des Uhrenzimmers bedeckt sogar Teppichboden. Herr Schlodder sagt: „Die wollen mich verwöhnen.“ Oft genug hat es ein Turmuhrspezialist ja eher mit dunklen, engen Räumen und Taubendreck zu tun, nicht aber in Spremberg.

Bild 63: das Fassadenmotorzeigerwerk in der Forster Post stammt aus dem Jahre 1950. (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)

Nachdem Herr Schlodder das neue Fassadenmotorzeigerwerk installierte, kamen neben dem Gangwerk auch nagelneue vergoldete Zeiger für die eigentliche Großuhr an der äußeren Fassade hinzu. hinzu. Auf dem Stundenzeiger ist ein Rosenbusch zu sehen.

Bild 64: Straupitz im Spreewald, Schule (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)
Bild 65: Straupitz im Spreewald, Schule (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)
Bild 66: Schloss Petershain (Foto: Autor M. K.-H. Heuer)
Bild 67: altes Turmuhrwerk vor der Renovierung – Feuerwache Lauchhammer/Ost 1988 (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)
Bild 68: evangelische Kirche Groß Lieskow, kurz vor dem Abriss 1983

Hier ist die evangelische Kirche des verschwundenen Ortes Groß Lieskow kurz vor der Devastierung[7] im Jahr 1983 zu sehen. Das Gotteshaus wurde im 15./16. Jahrhundert im gotischen Stil erbaut. Das Inventar der Kirche wurde umgelagert. Nach dem Abriss von Groß Lieskow wurde die Turmuhr nach Guben gebracht, eine der drei Glocken hat man in der Klosterkirche in Cottbus eingelagert. Im Jahr 2000 stellte man sie im Eingangsbereich der Kirche von Heinersbrück auf.

[7] Als Devastierung wird im Allgemeinen die Zerstörung oder Verwüstung von Landschaften, Ortschaften oder einzelnen Bauwerken durch z.B. Kriege oder Abbaggerungen verstanden. Nach der Devastierung aufgegebene Ortschaften werden Wüstung genannt.

Bild 69: Ortrand/Oberspreewald-Lausitz, Rathaus (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)
Bild 70: Schloss Groß Muckrow/Niederlausitz (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)

10. Eine Auswahl von Großuhren in weiteren Bundesländern, gewartet durch Herrn Schlodder

Bild 71: Sonne, blattvergoldet, Berlin – Buch (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)
Bild 72: Staatsbad Salzuflen, Nordrhein – Westfalen (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)
Bild 73: Schloss Forchheim, Bayern (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)

Selbst im Uhrenzentrum der damaligen DDR in Glashütte wurde die Hilfe Herrn Schlodders benötigt. Die Glashütter Bahnhofsuhr sowie die Uhr der Kirche brachte er wieder auf Trab.

Bild 74: Glashütte – Sachsen, Bahnhof (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)
Bild 75: Kirche in Glashütte – Sachsen (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)
Bild 76: Deutzen – Sachsen, Schloss (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)
Bild 77: Hoyerswerda – Sachsen, Stadthalle (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)
Bild 78: Niesky – Sachsen, Turmuhrwerk (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)
Bild 79: Kirche in See bei Niesky – Sachsen, die Kirchturmuhren befinden sich rechts- und linksseitig des Turmes
Bild 80: die Kirchturmuhr in Ullersdorf bei Niesky im Jahre 2002 (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)

Typisch für Herrn Schlodders Arbeiten sind der Halbmond am Minutenzeiger sowie die Punkte neben den Ziffern. Sie dienen dazu, die Uhrzeit genauer wahrzunehmen.

Bild 81: Kosel – Sachsen, mechanisches Turmuhrwerk (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)

Eine Anzeigenuhr in Werdau/Sachsen, das Wahrzeichen der Stadt, gilt als einzig erhaltenes Exemplar dieser Art in Deutschland.

Aufgestellt wurde sie 1890 in der Poststraße. Schon damals war bekannt, wie gut man mit einem Blickfang in Form einer öffentlichen Uhr auf etwas aufmerksam machen kann. Schaute ein Passant auf das Ziffernblatt, prägte sich automatisch und ganz nebenbei auch z.B. PERSIL ein. Jede „Botschaft“ ist klar ersichtlich und alle Produkte können auf die jeweilige Region abgestimmt werden. In der heutigen Zeit werden zusätzlich elektronische Elemente in Anzeigenuhren integriert. Machbar sind Wetterstationen mit Informationen über die Temperatur, Luftdruck, Luftfeuchtigkeit oder auch Schadstoffbelastungen. 

Bild 82: Ein Uhren-Prachtexemplar (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)
Bild 83: Löbau – Sachsen, Rathausuhr (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)
Bild 84: romanische Stiftskirche St. Cyriakus zu Gernrode – Sachsen Anhalt, eine der ältesten erhaltenen Kirchenbauwerke Nordeuropas
Bild 85: Seinen 65. Geburtstag feierte der Turmuhrenbauer Karl-Heinz Schlodder im Jahre 2014. Wo er seine meisterliche Hand anlegte, war auf die Zeitangabe Verlass. (aus dem Archiv des Herrn Schlodder)

Im Vordergrund seiner jahrelangen Aufopferung für das hier beschriebene Mammut-Werk stand stets die Zufriedenheit der Kunden. Nur in diesem Sinne verstand er seine berufliche Laufbahn.
Nun, im fortgeschrittenen Alter und gesundheitlich geschwächt, wäre Herrn Schlodders innigster Wunsch, dass sich eines Tages jemand findet, der mit technischem Geschick und Können, mit Organisationstalent und Hingabe und versiert im Abrechnungswesen ist, sein begonnenes Lebenswerk fortsetzt.

11. Cottbuser Stadtplan von 1938 mit eingezeichneten Großuhren

Bild 86: aus dem Stadtarchiv Cottbus

Die Veröffentlichung aller Bilder aus dem Archiv des Herrn Schlodder erfolgt mit höflicher Genehmigung.