Der Findlingspfad am Schmellwitzer Fließ

Vorwort

Die Gesteine des Findlingspfades – Entstehung – Alter – Herkunft

Gesteinsarten

Geschiebe und Leitgeschiebe
Magmatische Gesteine
Metamorphe Gesteine
Sedimentgesteine

Beschreibung der einzelnen Gesteine des Findlingspfades

Fotoauswahl zur Beschreibung der einzelnen Gesteine des Findlingspfades

Quellenverzeichnis

Literaturverzeichnis

 

Vorwort

Der Findlingspfad in Cottbus (Neu–Schmellwitz) ist in seiner Anlage als ein geologischer Lehrpfad zu betrachten. In ihm sind 198 nordische Geschiebe als geologische Anschauungsobjekte in die landschaftsgärtnerische Gestaltung am Schmellwitzer Fließ eingeflossen.

⇒ Zum Stadtplan bei google maps – Der Findlingspfad am Schmellwitzer Fließ in Cottbus (Neu-Schmellwitz)

Im Zeitraum von 1994 bis 1999 wurden durch KONRAD GRUNERT († 2000) die Gesteine anhand des Mineralbestandes, der Ausbildung einzelner Komponenten, der Farbe, der Struktur und der Herkunft bestimmt. Dazu wurde Fachliteratur herangezogen und vergleichende Betrachtungen durchgeführt. Eine Bestimmung nach Gesteinsart, Lokalnamen und Herkunft für 163 Findlinge konnte er vollenden. Die Bestimmung der verbliebenen Findlinge blieb unvollständig.

Das Findlingsprojekt “Schmellwitzer Fließ“ wurde von KONRAD GRUNERT bis zu dessen Tod im Jahr 2000 betreut. MICHAEL GÖTHEL ordnete den wissenschaftlichen Nachlass. Er hat die vorhandenen Aufzeichnungen ergänzt, so dass dieses Projekt vorerst beendet werden konnte.

 

 

 

Die Gesteine des Findlingspfades – Entstehung – Alter – Herkunft

Die Findlinge“ – größere nordische Geschiebe – gehören zum glazial geprägten Landschaftsbild der Lausitz. Sie sind mit mächtigen Inlandeis – Gletschern in den Kaltzeiten im Quartär aus den Ländern Skandinaviens und vom Grund der Ostsee auch zu uns in die Lausitz gelangt. Sie wurden vor allem in den Grundmoränen aus Geschiebemergel bestehend, abgelagert bzw. eingebettet und von jüngeren Ablagerungen (Sande, Kiese auch Schluffen und Tonen) überdeckt.

Durch den Braunkohlenbergbau kamen die Findlinge aus den Grundmoränen wieder ans Tageslicht und können heute in ihrer Vielfalt und Schönheit bewundert werden. In den Braunkohle-Tagebauen der Lausitz gehören die kaltzeitlichen Moränen der Elster und Saale zum sog. Deckgebirge und müssen vor der Freilegung der Braunkohlen-Flöze beseitigt werden.

Im Tagebau Jänschwalde sind es besonders die Grundmoränen der Saale-Kaltzeit (Saale I und Saale II sensu CEPEK) im Bereich des Baruther Urstromtales bei Forst. Hier sind die Grundmoränen oft durch jüngere Schmelzwässer ausgewaschen und liegen in Tiefen von 11 bis 14 m und von 19 bis 22 m. Auf den nördlichen und südlichen Hochflächen ist noch die Saale III (sensu CEPEK) des Warthe-Stadiums der Saale-Kaltzeit (vor 128000 Jahren endend) vorhanden. Wo sich diese heute oberflächennah befindet (auf dem Hornoer Berg und am Ostrandschlauch des Tagebaues Jänschwalde westlich Mulknitz), bildet sie fruchtbare, steinreiche Geschiebelehm-Böden (Obstplantagen).

Um Gesteinsstruktur und -farbe sowie Mineral- bzw. Fossilbestand deutlicher sichtbar zu machen, sind 84 ausgewählte Findlinge mit einem Anschliff versehen worden. Alle Findlinge sind fortlaufend nummeriert.

Überwiegend handelt es sich um magmatische Tiefengesteine (Granite, Gneisgranite) und Ganggesteine (Granitporphyr, Diabas), aber auch magmatische Eruptivgesteine (Quarzporphyr, Porphyr Porphyrit, Diabaslava), Sedimentgesteine (Sandsteine, Kalksteine) und metamorphe Gesteine sind vertreten. Letztere Gesteinsgruppe entsteht durch die Umwandlung von Magmatiten und Sedimenten, die durch große Temperatur- und Druckunterschiede bei der Absenkung in tiefe Erdkrustenbereiche (Gneise) und den Einfluss magmatischer Gase und Wässer (Skarne) hervorgerufen wird. Magmatite und Metamorphite werden als Kristallingesteine zusammengefasst.

 

Die Erdgeschichte begann nach den heutigen Erkenntnissen vor 4600 Millionen Jahren. Der Schalenaufbau der Erdkugel von heut entspricht nicht ganz dem, wie er im Proterozoikum (2500 bis 545 Millionen Jahre) vorlag. Die Asthenosphäre, der quasiflüssige Oberteil des Erdmantels zwischen 100 und 250 km Tiefe, der verantwortlich für die Bewegungen der darauf lagernden Lithospährenplatten ist, entstand vermutlich im Zusammenhang mit der Platznahme von riesigen Granitkörpern, die in Finnland als Rapakiwi bezeichnet werden.

Dieses bedeutende erdgeschichtliche Ereignis fand im Mittelproterozoikum vor etwa 1540 bis 1700 Millionen Jahren statt. Erst nach der Bildung der Asthenosphäre entstanden die heute vergleichbaren Ozeane mit ozeanischer, basaltischer Kruste durch Divergenz der Lithospährenplatten und die Gebirge mit leichterer, kontinentaler, granitischer Kruste durch Konvergenz der Lithosphärenplatten. Nach den Etappen der Gebirgsbildungen (Orogenese) im Phanerozoikum (545 Millionen Jahre bis heute) wurde mit der Faltung von Gesteinen und deren Umwandlung durch höheren Druck und Temperatur in größeren Tiefen der Lithosphäre und der Platznahme von großen, orogenen Granitkörpern je ein Konsolidierungsstadium der kontinentalen Kruste erreicht. Die Konsolidierungsetappen der Erdkruste vor der Bildung der Asthenosphäre führte zur Bildung der sog. Kontinentalen Alten Tafeln, die vereinfacht gesehen als Kerne die ältesten Gebiete der heutigen Kontinente bilden. Befindet sich ihr kristalliner Sockel an der Erdoberfläche spricht man von Kristallinen Schilden. Sie werden von den sog. Jungen Tafeln umrahmt, die aus eingeebneten jüngeren Gebirgen hervorgegangen sind. So kann man im Prinzip davon ausgehen, dass die heutigen Kontinente durch Gebirge und Ozeane begrenzt werden und in ihnen als älteste Kerne die Kristallinen Schilde schwimmen. Der skandinavische Raum (einschließlich der Ostsee), aus dem die Findlinge stammen, gehört zum sog. Baltischen Schild, der im Nordwesten und Südwesten von den jüngeren, paläozoischen Gebirgsrümpfen der Kaledoniden (vereinfacht Nordwesteuropa) und Varsziden (vereinfacht West- und Mitteleuropa) begrenzt wird.

 

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Gesteinsarten

Geschiebe und Leitgeschiebe

Geschiebe:
Es sind Gesteine, die während der vergangenen Eiszeiten durch Gletscher transportiert und nach dem Abtauen des Eispanzers großflächig abgelagert wurden.

Sie sind Zeugen der Vereisung Europas. Durch den Transport sind sie abgerundet worden. Geschiebe sind in Gletschervorfeldern (Moränen und Sandern) zu finden. Große Geschiebe (mehr als 1 m³) werden als Findlinge bezeichnet.

Leitgeschiebe:
Es ist ein Geschiebe, dessen Herkunftsgebiet genau bekannt ist.

Das Herkunftsgebiet muss klein genug sein, um die eiszeitlichen Gletscherbewegungen nachvollziehen zu können. Die gefundenen Geschiebe müssen in allen Details mit den Gesteinen des Ursprungsortes übereinstimmen, dann kann man sie als Leitgeschiebe bezeichnen. Ein Leitgeschiebe muss genügend markante und unverwechselbare Merkmale haben. Die in der Lausitz gefundenen Leitgeschiebe stammen größtenteils aus Skandinavien (Schweden, Norwegen, Finnland), dem Baltikum und dem Ostseeraum.

 

Magmatische Gesteine

Magmatische Gesteine entstehen durch die Erstarrung von Magma aus Vulkanen. Sie kann man deswegen auch als “Erstarrungsgesteine“ bezeichnen.

  • Eine Einteilung der Magmatite erfolgt in zwei Hauptgruppen:
    ⇒ Nichtalkine und Subalkaligesteine
    ⇒ Alkaline oder Alkaligestein

  • Eine weitere Einteilung erfolgt nach ihrer Textur, ihrem Gefüge (Struktur) oder ihrem Mineralbestand (hell oder dunkel).
  • Nach dem Ort und dem Verlauf ihrer Entstehung unterscheidet man Magmatite als:
    ⇒ Plutonite, Vulkanite und Ganggesteine
    ⇒ Plutonite (Tiefengesteine)

Sie entstehen durch die Abkühlung des Magmas in großer Tiefe. Die Gesteinskörper gelangen durch Hebungsprozesse und Abtragungsvorgänge an die Erdoberfläche. Durch lange Abkühlungsphasen bilden sich grobkörnige Gesteine:

  • Granit, Syenit, Granodiorit, Diorit, Gabbro
  • Vulkanite (Ergussgesteine)

Diese Gesteine bilden sich ebenfalls aus Magma. Nach Vulkanausbrüchen entstehen sie an der Erdoberfläche als Auswurfgesteine oder in Form von Lavaströmen. Durch kurze Abkühlungsphasen bilden sich feinkörnige oder glasige Gesteine. Aus gasreichen Laven entstehen Blasenbasalte, deren Hohlräume sich mit Mineralsubstanz füllen können (Mandelsteine).
Das austretende Magma führt meist viele im Erdinneren gebildete Kristalle mit. Sie bleiben als Einsprenglinge in der sich abkühlenden Masse erhalten (Porphyr):

  • Basalt, Mandelstein, Rhyolith, Bims, Tuff
  • Ganggesteine

Sie bilden eine Zwischenstellung zwischen den Tiefen– und Ergussgesteinen. Sie entstehen in tiefreichenden Gesteinsspalten. Durch ihre eigne Abkühlung bleiben sie in den Aufstiegskanälen stecken.

Basaltisches Magma gelangt meist bis an die Erdoberfläche und bildet:

  • feinkörnige Dolerite und Lamporphyre

Granitisches Magma bildet als Ganggestein:

  • Rhyolithe, Aplite und Pegmatite aus Porphyre sind häufig subvulkanische Ganggesteine (Dolorit, Aplit, Pegmatit, Porphyr).

 

Metamorphe Gesteine (Umwandlungsgesteine)

Diese Gesteine entstehen durch die Umwandlung von vorhandenen Gesteinen.

Das geschieht durch Bedingungen, die sich von den vorigen unterscheiden lassen. Dazu zählen der Druck, die Temperatur oder tektonische Bewegungen. So können unter extrem hohen Temperatur- und Druckbedingungen die Ausgangsgesteine teilweise aufgeschmolzen werden, in deren Ergebnis sich Mineralumbildungen bzw. Neubildungen zeigen.
Man unterscheidet in zwei Gruppen:

  1. Paragesteine (entstanden aus Sedimenten)
  • Quarzit (Ausgangsgestein Sandstein)
  • Marmor ( Ausgangsgestein Kalkstein)
  • Glimmerschiefer (Metamorphit aus Tongesteinen)
  • Gneis (Paragneis)
  1. Orthogesteine(entstanden aus Magmatiten)
  • meist liegen hinter diesen Gesteinen schon
  • mehrere Gesteinsumwandlungen oder sie
  • bestehen aus schon vorhandenen Gneisen

Beispiel: Aus Basalt entsteht erst Grünschiefer, dann Blauschiefer und letztendlich Eklogit.

 

Sedimentgesteine (Ablagerungsgesteine)

Sedimentgesteine entstehen durch Verwitterung, Erosion und Umlagerung anderer vorhandener Gesteine.

Diese Gesteine sind eng verbunden mit der Entwicklungsgeschichte der Erde. In jedem Erdzeitalter entwickelten sich neue, charakteristische Tiere und Pflanzen. Da nur in Ablagerungsgesteinen diese Materialien enthalten sind, können auch nur in diesen Gesteinen Fossilien entstehen und gefunden werden.

Ausgangsmaterialien:

  • Anorganischer Ursprung:
    • Sand, Ton, Kies
    • Es entstehen Sand– oder Tonsteine
  • Organischer Ursprung:
    • tierische und pflanzliche Reste
    • Kalkschalen von Meeresorganismen
    • Skelette von Korallen , Bäume und Gräser
    • Es entstehen Kalksteine und Steinkohle

Man unterscheidet vier verschiedene Gruppen:

Klastische Sedimente:

  • Sie entstehen durch die Umlagerung von festen Partikeln. Sie werden anhand der Korngröße und ihres Materials unterschieden. Dazu gehören Sandstein und Kalkstein.

Chemische Sedimente:

  • Sie entstehen durch Fällung von gelösten Material aus übersättigten Lösungen. Dazu gehört Kalkstein.

Biologische (Biogene) Sedimente:

  • Sie entstehen aus Pflanzenresten, z.B. aus abgestorbenen Pflanzenresten oder Ton- bzw. Sandschichten überlagern die biologischen Ablagerungen, so dass ihnen der Sauerstoff der Luft entzogen wird. Durch chemische oder mechanische Veränderungen entsteht das biogene Sediment.
  • Dazu gehören Kalksteine wie Kreide, Steinkohle.

Rückstandsgesteine:

  • Sie werden auch Residualgesteine genannt. Rückstände von chemisch aufbereiteten Gesteinen entstehen dort, wo sie der Zerstörung (z.B. der Verwitterung) ausgesetzt sind.
  • Dazu gehört Laterit.

 

Beschreibung der einzelnen Gesteine des Findlingspfades am Schmellwitzer Fließ

(…) Dokument/Auszug: Seite 1 von 26
Dokument/Auszug: Seite 26 von 26

Übersicht Beschreibung der Gesteine, Seite 1 – 26, erstellt von Carola Bude * 2.10.1961 † 17.4.2020

 

Fotoauswahl mit Beschreibung der einzelnen Gesteine des Findlingspfades

Findling Nr. 78 – Sjögeras – Gneisgranit Findling

Nr. 19 – Rapakiwi – Granitporphyr

Findling Nr. 51 – Augengneis Findling Nr. 11 – Palaeoporella – Kalkstein

Findling Nr. 136 – Dala – Sandstein mit Schrägschichtung Findling Nr. 14 – Vislanda Gneisgranit

Findling Nr. 64 – Gneis mit Amphibolitlagen Findling Nr. 166 – Granit dunkelrot
Findling Nr. 109 – Biotitgneis, porphyroblastisch Findling Nr. 16 – Roter Revsund – Granit

Zur Galerie Findlinge des Findlingspfades am Schmellwitzer Fließ, erstellt von D. Hinz/D. Kunath,
veröffentlicht auf Wikemedia Commons

 

Quellenverzeichnis:

https://skan-kristallin.de

https://kristallin.de

https://strand-und-steine.de

 

https://www.spektrum.de/lexikon

https://de.wikipedia.org/wiki/Hornfels

https://de.wikipedia.org/wiki/Gneis

https://de.wikipedia.org/wiki/Granit

https://de.wikipedia.org/wiki/Pegmatit

https://de.wikipedia.org/wiki/Porphyr

https://de.wikipedia.org/wiki/Quarzit

https://de.wikipedia.org/wiki/Tonalit

https://de.wikipedia.org/wiki/Rapakiwi

https://www.mineralienatlas.de

https://www.mineralienatlas.de/Quarz-Porphyr

https://www.mineralienatlas.de/Granitgneis

https://www.mineralienatlas.de/Biotitgneis

https://www.steine-und-minerale.de

https://www.steine-und-minerale.de/Sandstein

https://www.steine-und-minerale.de/Amphibolit

https://www.steine-und-minerale.de/Quarzit

https://www.geo-aktuell.de

https://sammlung-online.stadtmuseum.de

https://www.budstone.de

https://www.beton.wiki/Granitgneis

https://www.bergbau-im-hohwaldgebiet.de/geologie

 

Literaturverzeichnis:

Chris Pellant (1994):
Steine und Mineralien. Ravensburger Naturführer.
Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH

Heinrich Becker:
Die Gesteine Deutschlands, Fundorte – Bestimmung – Verwendung
Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co. , Wiebelsheim

Konrad Grunert (2001):
Die Gesteine des Findlingspfades am Schmellwitzer Fließ in Cottbus
Natur und Landschaft in der Niederlausitz, Heft 21, S.8-21
Naturwissenschaftlicher Verein der Niederlausitz e.V.