Die Geschichte des größten Bahnhofs Brandenburgs
Der südlich der Innenstadt gelegene Bahnhof ist der größte Personenbahnhof in Brandenburg und wird täglich von rund 12000 Reisenden frequentiert.
1866 – 1880
Am 13. September 1866 ging er mit der Eröffnung der ersten Bahnstrecke aus Berlin in Betrieb, welche 1867 bis Görlitz verlängert wurde. Ein Inselbahnhof entstand – 1870 wurde das Empfangsgebäude eingeweiht, das zwischen den Gleisen errichtet wurde. In den darauf folgenden Jahren kamen weitere Bahnstrecken dazu. 1873 kam der Großenhainer Bahnhof dazu, welcher sich nördlich des Berliner Bahnhofs befand, der für die Großenhain-Cottbuser Eisenbahn gebaut wurde. Jedoch wurde dieser 1880 wieder geschlossen und die Züge wurden vom Berliner Bahnhof abgefertigt. Das Empfangsgebäude existiert bis heute und dient der Bahnverwaltung.
1886 – 1927
Als 1886 die Bahnsteige durch einen Tunnel verbunden wurden, entstanden im Norden des
Bahnhofs Güterverkehrsanlagen. 1899 wurde für die Spreewaldbahn nördlich der Anlagen der Endbahnhof mit Anschluss an den Staatsbahnhof gebaut. Aufgrund der beengten Situation des Empfangsgebäudes in Insellage,
gab es bereits 1927 erste Planungen, es durch ein neues Gebäude auf der Südseite der Gleise abzulösen. Jedoch konnte man diese Planungen aufgrund der Weltwirtschaftskrise nicht in die Tat umsetzen.
1945 – 1990
Aufgrund der Luftangriffe der Alliierten im 2. Weltkrieg wurden im Februar 1945 das Empfangsgebäude und weitere Teile des Bahnhofs zerstört. Deswegen mussten nach dem Krieg Baracken für die Reisenden und eine Endabfertigung gebaut werden, welche sich für eine lange Zeit aber mehr und mehr als ungenügend erwies.
Ende der 1960er Jahre gab es aufgrund dessen erneute Planungen für ein Empfangsgebäude auf der Südseite. Bereits 1970 begannen dafür die ersten Bauvorbereitungen. 1974 begannen die Arbeiten für einen neuen Bahnsteigtunnel, da Cottbus wegen des umfangreichen Braunkohleabbaus in der Region ein wichtiger Eisenbahnknoten wurde. Mehrere Strecken wurden zweigleisig ausgebaut und ein neuer Bahnsteig entstand.
Am 5. Oktober 1978 ging schließlich das neue Empfangsgebäude nach vierjähriger Bauzeit in Betrieb.
Der Elektrische Betrieb auf der Strecke Cottbus – Lübbenau und damit auch der Cottbuser Bahnhof wurden am 30. September 1989 eingebunden. Am 16. Dezember 1989 kamen die Strecken Finsterwalde, 1990 Senftenberg und Guben hinzu.
1995 – 2018
Da 1995 die Bundesgartenschau in Cottbus stattfand, wurde aus diesem Anlass das Empfangsgebäude umfassend saniert und ausgebaut. Karin Rätzel (die damalige Oberbürgermeisterin von Cottbus) hatte am 7. Dezember 2002 einen ICE 2 (Baureihe 402) auf den Namen Cottbus getauft.
Ein neues Elektronisches Stellwerk ging Ende November 2010 in Betrieb, welches dreizehn alte Stellwerke ersetzte und alle Signale, Weichen und Bahnübergänge im Cottbuser Bahnhofsbereiches von der Berliner Betriebszentrale in Berlin-Pankow aus steuert. Der Bahnhof musste aufgrund der Inbetriebnahme der 50 Millionen Euro teuren Anlage für ein ganzes Wochenende gesperrt werden.
Die Bahnsteige und beide Vorplätze im Norden und Süden wurden aufgrund umfangreicher Arbeiten beim Umbau des Bahnhofes und seines Umfeldes 2016 erneuert und neugestaltet. Während dieser Umbauten bekommen die Straßenbahnen eine neue Gleisführung und neben dem Empfangsgebäude entsteht ein ÖPNV-Terminal zum Umstieg auf Straßenbahnen und Busse.
Die Verlängerung des Tunnels vom Empfangsgebäude zu den nördlichen Bahnsteigen und auf die Nordseite der Bahnanlagen ging am 21. November 2018 in Betrieb und der Bahnhof trägt seit dem 10. Dezember 2018 offiziell den Namen Cottbus Hauptbahnhof.
Fahrplanangebot 2019
Linie | Linienverlauf | Takt (min) | EVU |
IC 56 |
Cottbus Hbf. – Berlin – Magdeburg – Hannover – Bremen – Oldenburg – Emden – Norddeich Mole |
einzelner Zug |
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RE 1 |
Cottbus Hbf. – Guben – Eisenhüttenstadt – Frankfurt – Berlin – Potsdam – Brandenburg – Magdeburg |
einzelne Züge |
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RE 2 |
Cottbus Hbf. – Lübben – Königs Wusterhausen – Berlin – Nauen – Wittenberge – Schwerin – Wismar |
60 (Cottbus–Wittenberge) |
|
RE 10 |
Cottbus Hbf. – Calau – Doberlug-Kirchhain – Falkenberg – Torgau – Eilenburg – Leipzig |
120 |
DB Regio Nordost |
RE 18 |
Cottbus Hbf. – Neupetershain – Senftenberg – Ruhland – Priestewitz – Coswig – Dresden |
120 |
DB Regio Nordost |
RB 11 |
Cottbus Hbf. – Peitz Ost – Guben – Wellmitz – Eisenhüttenstadt – Finkenheerd – Frankfurt |
60 |
DB Regio Nordost |
RB 41 |
Cottbus Hbf. – Kolkwitz – Kunersdorf – Vetschau – Raddusch – Lübbenau – Lübben |
120 |
Ostdeutsche Eisenbahn |
RB 43 |
Cottbus Hbf. – Calau – Finsterwalde – Doberlug-Kirchhain – Falkenberg – Herzberg |
120 |
DB Regio Nordost |
RB 46 |
Cottbus Hbf. – Cottbus-Sandow – Klinge – Forst |
60 |
Ostdeutsche Eisenbahn |
RB 49 |
Cottbus Hbf. – Neupetershain – Senftenberg – Ruhland – Elsterwerda-Biehla – Falkenberg |
120 |
DB Regio Nordost |
RB 65 |
Cottbus Hbf. – Spremberg – Weißwasser – Horka – Görlitz – Hagenwerder – Zittau |
60 |
Bahnhofssanierungen
In den 1970er Jahren war der Bahnhof nach dem Umbau in vielerlei Hinsicht ein Provisorium, da zum Beispiel ein durchgehender Personentunnel fehlte. 2008 wurde beim Eisenbahn-Bundesamt der Rückbau weiter Teile der Infrastruktur des einstigen Containerterminals an der Nordseite des Bahnhofs durch die DB Netz AG beantragt.
Seit 2008 plante die Deutsche Bahn den Umbau des Bahnhofs und schätzte für den Neubau aller Gleise und Bahnsteige bis 2011 mit rund 100 Millionen Euro. Jedoch wurden diese Pläne zunächst bis 2014 verschoben und als Ersatz für den alten Spreewaldtunnel sollte der östliche neuere Tunnel verlängert werden. Jedoch wollte die Deutsche Bahn keinen nördlichen Ausgang finanzieren und somit hätte sich mit der Schließung des Spreewaldtunnels der Fußweg in die nördlichen Wohngebiete und in die Innenstadt deutlich verlängert. Als jedoch im August 2012 die Stadt Cottbus beschloss Mittel für die Planung der Verbreiterung des östlichen Bahnhofstunnels bereitzustellen, war es Voraussetzung für dessen Verlängerung.
Im Mai 2013 gaben die Deutsche Bahn und die Landesregierung bekannt, für den Umbau bis 2017 23 Millionen € zu investieren.Ursprünglich plante die Stadt bis 2015 einen Ausbau des Bahnhofsvorplatzes, wo der gesamte städtische sowie der Nah- und Fernverkehr gebündelt werden sollen. Im Mai 2014 wurde bekannt gegeben, dass der Umbau nicht vor 2016 beginnen sollte.
Zeitplan
Der erste Spatenstich für den Umbau fand am 11. Dezember 2015 statt, jedoch begannen die eigentlichen Bautätigkeiten aufgrund einer mehrmonatigen Kampfmittelbeseitigung auf dem Bahnhofsvorplatz erst im Herbst 2016. Zeitgleich erfolgte eine Anpassung des elektrischen Stellwerks und parallel dazu begannen am 8. April 2016 die Arbeiten für die Verlängerung des Bahnhofstunnels nach Norden und am 6. März 2017 erfolgte der Durchbruch. Die Stadt Cottbus beteiligt sich hierbei mit 6 Millionen Euro.
Die Fertigstellung war für Mitte 2017 geplant und die Freigabe für Ende 2017. Im Sommer 2017 jedoch wurde der neue Freigabetermin Herbst 2018 genannt. Die Erneuerung der Bahnsteige begonnen Anfang 2017 und es hatte mit dem Bahnsteig 9/10 begonnen, dessen Freigabe am 18. Juni 2017 erfolgte. Am 10. Dezember 2017 wurde der Bahnsteig 7/8 freigegeben, am 17. Juni 2018 erfolgte die Freigabedes Bahnsteiges 2/3 und 4/5 ist derzeit noch in Bau. 2019 sollen dann die Bahnsteige 6 und 1 folgen und 2020 soll der Spreewaldtunnel abgerissen werden.
Insgesamt wurden rund 30 Millionen € für den Umbau von der Deutschen Bahn, das Land Brandenburg und der Stadt Cottbus investiert.
Zentraler Verkehrsknotenpunkt Bahnhofsvorplatz
Ab Herbst 2016 baute die Stadt parallel zu den Umbauten des Bahnhofes den Bahnhofsvorplatz zu einem zentralen Verkehrsknotenpunkt um. Hierbei sollte der Busbahnhof von der Marienstraße auf den Vorplatz verlegt werden, 9 Bussteige erhalten und zusätzlich eine zentrale Straßenbahnhaltestelle für alle Linien gebaut werden, womit die alte Situation mit den 3 verschiedenen Haltestellen in den umliegenden Straßen beseitigt wird. Zudem wird die neue Haltestelle aus Richtung Stadtring als Wendeschleife nutzbar sein. Auf der Südseite des Empfangsgebäudes ist eine Fahrradabstellanlage mit 260 Stellplätzen geplant und insgesamt investiert die Stadt Cottbus rund 12 Millionen € in den Verkehrsknotenpunkt. Die Inbetriebnahme erfolgte im 21. Oktober 2019.
Parkplätze
Im Jahr 2014 wurde ein neuer kostenlos nutzbarer Parkplatz auf der Westseite des Empfangsgebäudes mit 286 Stellplätzen eröffnet, wofür 2,3 Millionen € investiert wurden. Eine geplante Erweiterung für Oktober 2016 wurde gestrichen, da eine Kontamination des Geländes festgestellt worden war. Es wurden auf der Fläche des früheren Containerbahnhofs am Spreewaldbahnhof für die Dauer der Bauarbeiten 156 Stellplätze geschaffen um den Wegfall der 219 Langzeit- und 70 Kurzzeitparkplätzen auf dem Vorplatz zu kompensieren. Es sollten beide Maßnahmen zusammen rund 310.000 € kosten, wobei eine Erweiterung der Stellplätze auf der Nordseite jederzeit möglich wäre.
Offizielle Übergabe des neuen Verkehrsknoten am Bahnhof
Am 21.10.2019 um 15 Uhr wurde der neue Verkehrsknoten durch den Oberbürgermeister Holger Kelch, mit vielen Gästen und Cottbusern offiziell eingeweiht bzw. übergeben.
Am Tag der offiziellen Einweihung, waren unter anderem auch diese interessanten alten Fotos des Stadtarchives vom Cottbuser Bahnhof über die Jahre der Entwicklung zu sehen.
Aktuelle Fotos Januar 2020 (Lichtblick Cottbus e. V.)
Hauptbahnhof des Jahres 2021
Am 15.9.2021 wird wieder etwas Positives für Cottbus vermeldet. Es gibt einen Grund zum Feiern, denn der Bahnhof Cottbus wurde von der Allianz pro Schiene zum Bahnhof des Jahres 2021 gewählt. Damit würdigen sie ihn als einen modernen und kundenfreundlichen Verkehrsknotenpunkt, der für eine nachhaltige Mobilität des 21. Jahrhunderts steht (siehe auch Der Hauptbahnhof Cottbus ist Bahnhof des Jahres | Deutsche Bahn AG)
Stand der Bearbeitung: letzte Aktualisierung 6.10.2021
Quellangabe: wikimedia.org, Flickr-User IngolfBLN