Die im 15. Jahrhundert im gotischen Stil errichtete Kirche befindet sich im Nordwesten der Altstadt zwischen der Kloster- und der Münzstraße im wendischen Viertel von Cottbus, der zweitgrößten Stadt Brandenburgs.
Die Geschichte von Kirche und Kloster
Die Geschichte zum Bau
Die Klosterkirche wurde von dem um 1300 gegründeten Fraziskanerkloster gebaut. Die Südseite mit den Hauptzugängen und dem Turm ist dem Süden zugewandt, während nördlich zur Stadtmauer hin das ehemalige Konventsgebäude mit Klausur lag, welches einen Ost- und Westflügel umfasste, die durch einen Kreuzgang miteinander verbunden waren. Der Ostflügel schloss an den Chor an. Dabei handelt es sich um das Presbyterium (oder auch Altarraum genannt). Durch Verputz und Neuverblendung hingegen sind jedoch leider die letzten authentischen Spuren verlorengegangen.
Der Rest des Ostflügels ist die sogenannte Sakristei (ein Raum in dem alles, was für den Gottesdienst notwendig ist, aufbewahrt wird), die im Osten an der Nordseite der Kirche liegt. Ursprünglich ragte sie etwas über die Ostmauer hinaus und wurde erst 1832 verkürzt. Die Badestuben des Klosters werden um 1443 erwähnt und 1577 wurde das vermietete Klostergewölbe erwähnt. Zudem befanden sich in der Kirche auch Cottbuser Gewerke, so wurde zum Beispiel ein Altar der Brauer noch um 1526 erwähnt, das darauf hindeutet, dass auch im Kloster Memorialstiftungen der Zünfte bestanden. Die in ihrer jetzigen Form von 1936 stammende Blendnische befindet sich in der Mitte der Nordmauer und bezeichnet den früheren Übergang von der Kirche zum Kreuzgang. Der letzte Rest der Klostergebäude soll erst 1852 abgetragen worden sein. Teile der Friedhofsmauer waren bis 1729 im Bereich des jetzigen Klosterplatzes vorhanden.
Die Nutzung seit der Reformation
Als die Franziskaner das Kloster infolge der Reformation verlassen mussten, verblieb das Patronatsrecht über die Kirche beim Landesherren. Somit wurde die Klosterkirche (auch Wendische Kirche genannt) zur Pfarrkirche für die wendische (sorbische) Bevölkerung und der Gottesdienst wurde in ihrer Sprache abgehalten. Zu ihrem Wirkungsbereich (Pfarrsprengel) gehörten die Dörfer Sandow, Brunschwig, Ostrow, Schmellwitz und die Hälfte von Döbbrick. Erst Anfang des 17. Jahrhunderts kamen die Ortschaften Branitz, Dissenchen, Merzdorf, Lakoma, Willmersdorf, ganz Döbbrick, Maiberg, Skadow, Saspow, Zahsow und Ströbitz hinzu. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts wurde hier wendisch gepredigt und gesungen.
Das Kirchengebäude
Die Kirche ist ein 55,22 Meter langer längsrechteckiger Backsteinbau. Das Äußere der Kirche ist als Bettelordenskirche schlicht gehalten und besteht aus einem langgestreckten und eingewölbten Hauptschiff mit durchgehendem Satteldach und einem in der Mitte der Südseite angefügten schmalen asymmetrischen Seitenschiff mit parallelem Satteldach. An der Südostecke befindet sich ein schlanker Turm auf einem vierkantigen Unterbau und in der östlichen Nordseite die Sakristei.
Das heutige Erscheinungsbild der Kirche ist das Ergebnis mehrfacher Erweiterungen bis zum Ende des Mittelalters. Danach wurden vor allem im Inneren Änderungen vorgenommen. Durch Überformungen und wenigen aussagekräftigen Quellen wird die Klärung der Baugeschichte erheblich erschwert. Der Ostteil des Hauptschiffes (vermutlich Anfang des 14. Jahrhunderts) ist der älteste Bestandteil der Kirche. Im 14. Jahrhundert erfolgte die Erweiterung des Hauptschiffes, aber es gibt kaum Unterschiede zum Ostteil. Der Bau des Turmes gehört möglicherweise auch in diese Phase, weil dabei, wie beim Mittel- und Westteil des Hauptschiffes, Raseneisenstein im Läufer-Läufer-Binder-Verband verwendet wurde.
Während des 15. Jahrhunderts erfolgte dann der Anbau des Seitenschiffs. Die Mauern des Anbaus bestehen aus Backsteinen im Läufer-Binder-Läufer-Binder-Verband. Nach dem Stadtbrand im Jahre 1671 entstanden im Zuge der Wiederherstellung die Dachwerke der Kirche. Im Jahre 1804 kam es zum Ausweißen der Kirche. Spätestens zu der Zeit wurde auch die Nordseite des Turmunterbaus abgetragen, um die Lichtführung für das südliche Ostfenster zu verbessern. Die Sakristei wurde 1832 um ein Joch verkürzt und ragt nun nicht mehr über die Ostmauer des Hauptschiffes hinaus.
Im Jahre 1835 wurde das alte Südportal zugemauert und im westlichsten Joch ein neuer Eingang geschaffen. In den Jahren 1907/08 erfolgte die erste umfassende, einheitlichen Grundsätzen folgende Kirchenerneuerung seit Jahrhunderten. Das Bauprogramm umfasste den Einbau neuer Emporen und Gestühle, einer Dampfheizung und elektrischer Beleuchtung. Neu entstanden sind im Zuge dieser Maßnahmen die Emporen im Westen und im Seitenschiff, die Orgel, Gestühl, Türen, Windfänge und Fußbodenbelag. Der Altar und die Kanzel wurden farblich dem renovierten Raum angepasst, außerdem wurde die Kanzel an die Nordseite des Hauptschiffes versetzt. Zum Schluss wurde das Außenmauerwerk ausgebessert: Neuverfugung, Auswechslung verwitterter Steine, Ergänzungen an der architektonischen Verzierung. Die Erneuerung der Nordseite fand 1936/37 statt, dabei wurde das Mauerwerk neu verblendet. Den Zweiten Weltkrieg überstand die Kirche ohne größere Schäden. In den 1950er-Jahren wurden Teile der Dächer neu gedeckt und eine Luftheizung eingebaut. Die letzte Restaurierung des Äußeren fand 1991/92 statt. Dabei wurden der Turmhelm, die Brüstung, die Fenstergewände und die Blenden weiß geputzt.
Die Ausstattung
Der Altar
Der Altar kam 1750 in die Klosterkirche. Er besteht vollständig aus Holz. Die neue Fassung des Altars ist von 1908. 1960 wurde eine vollständige Reinigung durchgeführt. Der Altar ist ein hoher Ädikulaaufbau aus Holz mit korinthischer Säulenstellung. Die gesamte Ostwand der Kirche füllen rundbogig überwölbte Durchgänge aus. Auf Pfeilern und Freisäulen mit Gebälkstücken befinden sich Engelsfiguren mit Kreuz und Kelch.
Die Gemälde aus dem Jahr 1908 vom Abendmahl in der Predella, der Kreuzigung im Hauptfeld und der Himmelfahrt Christi im Auszug werden von Voluten gerahmt.
Das Kruzifix
Taufstein
Kanzel
Die Kanzel entstand wahrscheinlich erst nach dem Stadtbrand von 1671. Auf Anregung des Provinzialkonservators und Kirchenarchitekten Büttner konnte durch Nutzung einer Wandnische auch die Kanzeltreppe unverändert benutzt werden. Das Holz wurde farbig gefasst und reich geschmückt in Spätrenaissanceform. Die Kanzel besteht aus einem oktogonalen (achteckigen) Korb auf Vierkantfuß, einer Brüstung mit Beschlagwerk und Säulchen vor den Ecken, darüber befinden sich in der Gebälkzone Engelsköpfe und in den Brüstungsfeldern Ölbilder des 19. Jahrhunderts (Christus, die vier Evangelisten sowie Paulus). Unten befinden sich beschädigte Hängekartuschen. Der Schalldeckel mit Aufsatz hat die Form einer Volutenkrone, die in ihrer Schmückung die Kanzel komplementiert.
Die Orgel
Die Orgel aus dem Jahr 1908 wurde als Opus 1019 von Wilhelm Sauer aus Frankfurt (Oder) gebaut. Es ist die einzige erhaltene Sauerorgel in Cottbus. 1922 erfolgte eine Erneuerung der 1917 abgegebenen Prospektpfeifen und der Einbau eines Schwellers und erst im Jahr 2000 der Restaurierung. Das Vorgängerinstrument stammte von Schröther aus Sonnewalde (1848). Das rein pneumatische Kegelladeninstrument besitzt 24 Register, verteilt auf zwei Manualen und Pedal.
Die Disposition ist wie folgt:
I Hauptwerk C–f3 | II Schwellwerk C–f3 | Pedal C–d1 |
1. Bordun 16´ | 11. Lieblich gedeckt 16´ | 20. Violon 16´ |
2. Principal 8´ | 12. Geigenprincipal 8´ | 21. Subbass 16´ |
3. Gamba 8´ | 13. Rohrflöte 8´ | 22. Octave 8´ |
4. Flute 8´ | 14. Voix Céleste 8´ | 23. Bassflöte 8´ |
5. Gemshorn 8´ | 15. Aeoline 8´ | 24. Posaune 16´ |
6. Octave 4´ | 16. Fugara 4´ | |
7. Rohrflöte 4´ | 17. Traversflöte 4´ | |
8. Rauschquinte II 22/3´+ 2´ | 18. Nasard 2 2/3´ | |
9. Cornett III-IV | 19. Flautino 2´ | |
10. Trompete 8´ |
Weitere Ausstattung
Die Bronzeglocke von 1927 stammt aus der Gießerei Schilling Apolda, zwei weitere Glocken wurden im Zweiten Weltkrieg abgegeben.
An der Brüstung der Westempore sind zahlreiche Bemalungen mit Blumenschmuck, Seligpreisungen und Bibelversen in sorbischer Sprache zu sehen. Dabei handelt es sich um die ältesten sorbischen Bibelzitate in einer Niederlausitzer Kirche.
Die Südempore ist 1908 an Stelle einer älteren, hinter die Pfeiler zurücktretenden Empore, neu angelegt worden; dafür wurde die das Hauptschiff verstellende Nordempore beseitigt. Die Bemalung der Brüstung mit Seligpreisungen, Blumenschmuck und Bibelversen in deutscher Sprache ist Beleg für die Durchsetzung der Zweisprachigkeit auch in der wendischen Kirche.
Das Kastengestühl wurde 1908 zur Hälfte von der Cottbuser Firma Otto Rost sowie vom Spremberger Zimmermeister Richard Mittag gefertigt. Türen und Windfang sind mit reichen Beschlägen in barocken Formen verziert, ebenso der Wandschrank und die Tür der Sakristei.
Die Grabdenkmäler
In und an der Klosterkirche befinden sich mehrere Grabdenkmäler:
Das Grabdenkmal für Fredehelm von Cottbus († 1307) und seine Frau Adelheid von Colditz († 1319) ist eine 2,22 m hohe, 1,05 m breite Sandsteinplatte mit Hochrelief mit rahmender Umschrift. Es sind Kissen unter den Köpfen beider Figuren und Löwen unter den Füßen zu sehen. Fredehelm ist in ritterlicher Ausrüstung mit Schwert und Schild abgebildet. Auf Brust und Schild ist das Krebswappen der Familie zu sehen, das später zum Stadtwappen wurde. Die eheliche Verbundenheit ist ausgedrückt, indem sein rechter Arm um die Schultern Adelheids gelegt ist. Adelheid ist im faltenreichen Mantel mit zum Gebet erhobenen Händen abgebildet, Krebswappen auf der rechten, Familienwappen auf der linken Schulter. Die Platte gehörte vermutlich zu einem freistehenden Stiftergrab und war später in den Boden im Mittelteil der Kirche eingelassen; darunter befand sich ein Grabgewölbe. Das Grab wurde 1753 geöffnet und mit Gestühl überbaut, die Platte an die Außenmauer versetzt. Im Jahre 1908 wurde die Grabsteinplatte im Inneren in einer Nische der Nordwand aufgestellt. |
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Grabdenkmal für Berthold von Madelsloh († 1580): beschädigt, Flachrelief aus Sandstein. Der Verstorbene ist stehend im Profil abgebildet. An den vier Ecken des Reliefs sind Wappen abgebildet. Es befindet sich am vermauerten ehemaligen Hauptportal auf der Südseite der Kirche. |
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Grabdenkmal für Christian Gadegast (1592–1664): Diakon der Oberkirche. Die Sandsteinplatte wurde 1665 von seiner Witwe gesetzt. Die Platte war ursprünglich in der Oberkirche untergebracht, später außen. Sie wurde 1906 in einem Garten an der Stadtmauer wiedergefunden und außen an die Nordseite der Sakristei der Klosterkirche versetzt. |
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Grabdenkmal an der Nordseite der Kirche: Sandstein aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Es ist ein Säulenstück auf einem Sockel mit Felsimitation, auf dem oben abschließenden Gesims befindet sich eine Urne mit Tuch und auf dem Schaft eine nicht mehr lesbare Inschrift. |