Spreewaldbahnhof Cottbus

Die Spreewaldbahn war eine der schönsten deutschen Klein- und Privatbahnen.

Das Empfangsgebäude der Spreewaldbahn ist ein denkmalgeschützter dreigeschossiger roter Klinkerbau in der Güterzufuhrstraße 1. Die Spreewaldbahn löste die auf Schienen fahrende Cottbus – Schwielochsee – Pferdeeisenbahn ab, welche die Stadt Cottbus mit den ländlichen Gegenden des Spreewaldes verband. Die Spreewaldbahn Cottbus, liebevoll „Bimmel-Guste“ genannt, war eine 1000 Millimeter breite Schmalspurbahn. Sie erschloss den Cottbusern den Spreewald und diente der touristischen und wirtschaftlichen Erschließung des Umlands.

Bahnhof – Rückansicht

Bereits 1890 gab es erste Gespräche zum Bau einer Nebenstrecke der Eisenbahn in den Spreewald, einer damals rückständigen ländlichen Gegend ohne Straßen- und Eisenbahnanbindung. Aber erst 1892 rückte das preußische Kleinbahngesetz diese Idee ins Blickfeld.

Am 21.12.1896 wurde die „Lübben-Cottbuser-Kreisbahn“ gegründet und am 16.03.1897 begann der Gleisbau in Straupitz.

Am 29.05.1898 waren die Strecken zwischen Lübben und Burg und die beiden Stichstrecken nach Goyatz und Lieberose fertig gestellt.

Bis zum 21.05.1899 verzögerte sich der Bau des Teilstückes Burg-Cottbus/West (später Flughafen).

Am 07.12.1899 war die restliche Strecke bis zum Spreewaldbahnhof in Betrieb genommen und damit der Anschluss zum Cottbuser Staatsbahnhof möglich. Neben dem Übergang zum Staatsbahnhof (Bahnhof Cottbus) für Passagiere bestand auch die Möglichkeit, normalspurige Güterwagen auf Rollböcke zu laden und mit der Spreewaldbahn weiter zu befördern. So wurden vor allem Kesselwagen mit Treibstoff und Munition zum Militärflughafen Cottbus-West über die Schmalspur transportiert.

Spreewaldtunnel – Übergang vom Spreewaldbahnhof zum Staatsbahnhof/Bahnhof Cottbus

Der Haltepunkt Cottbus bestand zunächst nur aus einer einfachen kleinen Holzbude mit einem Zelt für die Gastronomie als Wartebereich. Im September 1902 vernichtete ein Brand dieses Holzgebäude nebst Zelt komplett. Erst nach dem Brand wurde ein Antrag auf die Errichtung eines Empfangsgebäudes aus Stein gestellt.

Am 05.12.1904 konnte das neue Empfangsgebäude in Klinkerbauweise auf dem Gelände des Bahnhofs Cottbus/Anschluss seiner Bestimmung übergeben werden. Nach dem 1.Weltkrieg, im November 1918, entschloss man sich wegen der hohen finanziellen Verluste eine Aktiengesellschaft zu gründen.

Am 16.03.1923 unterzeichneten die Stadt Cottbus, der Kreis Lübben und die Firma Becker & Co (als Betreiberfirma) den Gesellschaftervertrag.

Im Jahr 1924 wurde die „Spreewaldbahn-Aktiengesellschaft“ ins Handelsregister eingetragen. Die erhoffte Verbesserung der finanziellen Situation blieb aus, denn durch die Folgen der Weltwirtschaftskrise 1930/1932 verschärfte sich die finanzielle Lage weiter. Der Vertrag mit der Firma Becker & Co musste aufgelöst werden. Am 01.04.1934 übernahm die Aktiengesellschaft die alleinige Betriebsführung. Die Aktionäre warfen vor allem dem SA-Sturmbannführer Müller, der als Direktor die Betriebsführung übernahm, Vertrauensbruch vor und trennten sich von ihm.

Bahnhof – östliche Seitenansicht

Der legendärer Dieseltriebwagen „Fliegender Spreewälder“, der mit ca. 40 km/h auf der Schmalspurbahn verkehrte, blieb auch weiterhin in Betrieb.

Im April 1937 übernahm die Eisenbahnabteilung des Landes- Verkehrsamtes Brandenburg die Betriebsführung bis nach dem 2. Weltkrieg. Am 30.10.1945 wurde die Spreewaldbahn-Aktiengesellschaft vom sowjetischen Militär beschlagnahmt. Es folgten im Laufe der Jahre weitere Verwaltungswechsel.

Am 01.04.1949 wurde die Spreewaldbahn der Deutschen Reichsbahn angegliedert. Während der gesamten Betriebszeit war der Spreewaldbahn kein großer wirtschaftlicher Erfolg beschieden. Bereits Ende der 50er Jahre setzte durch den stärkeren Straßenverkehr ein Sterben auf Raten ein,  bis 1958 mussten verschiedene Teilabschnitte stillgelegt werden.

Nach dem 26.05.1968 wurde die Strecke zwischen Goyatz und Straupitz gar nicht mehr befahren. Am 03.01.1970 fuhr die „Bimmel-Guste“ zum letzten Mal die Strecke Cottbus-Straupitz, sie war nicht mehr rentabel und die Gleise wurden demontiert. Die Buslinien des Kraftverkehrs übernahmen die Fahrten in die ländlichen Gegenden. Lediglich der Anschluss bis zum Armeeflughafen Cottbus blieb bis 1983 schmalspurig erhalten, danach wurde diese ca. 6 km lange Strecke auf Normalspur umgebaut.

Bahnhof – Vorderansicht, Foto Mitte: Original-Bahnhofsuhr aus der Zeit um 1904

Mit der Schließung des Militärflugplatzes Anfang der 90er Jahre wurde auch diese Strecke stillgelegt. Danach wurde der Spreewaldbahnhof für die Verwaltung der Bahn genutzt, zeitweise für die Bücherei der Bahn oder es kam zu einer gastronomischen Nutzung, nach 1974 war die Reichsbahndirektion Cottbus alleiniger Mieter im Gebäude.

In den 80er Jahren erfolgte eine Sanierung am Gebäude. Dabei wurde die Biberschwanzdeckung durch Pappschindeln ersetzt. Im Jahr 1998 wurde der denkmalgeschützte Bau fachgerecht und umfassend saniert.

Die Bahnhofsuhr ist das letzte erhaltene Original aus der Zeit um 1904 (siehe Foto).

Im Jahr 2010 kam es zu einer Veränderung des unmittelbaren Umfelds durch den Neubau der Umgehungsstraße. Durch die südliche Umfahrung war es zunächst gelungen, den historischen Bahnsteig mit dem ausgerundeten Abschluss und die Trasse der Gleise im sogenannten „Bahnhofsdreieck“ und damit ein authentisches Bild des historischen Ortes zu erhalten. Das Empfangsgebäude des „Spreewaldbahnhofs“ steht heute auf der Cottbuser Denkmalliste.

 

Fotos: Lichtblick Cottbus e.V. – Oktober 2012